Ausdruck / Authentizität

"Stimme mag vor allem sinnvoller Kommunikationskanal sein - sie ist dennoch zugleich immer Barometer einer Emotion, wie energisch der Sprecher [bzw. Sänger] seine Seele verhüllen mag, Stimme ist nicht nur Semantik, sondern immer auch Prosodie:

Schmeichelnde Wärme, silbrige Schärfe, dunkle Geborgenheit oder schroffer Verrat

Stimme ist, weil sie dem Ohr im körperlichen Anstoß des Schalls begegnet, jedes Mal wieder ein Ergreifen, ein Berühren, das direkt in den Körper fährt, so wie es aus ihm herausbricht als Echo seiner Vibration.

Andreas Weber, Philosoph & Biologe (*1967)

Ich arbeite selten an meinem “künstlerischen Ausdruck”. Aus meiner Sicht ist Ausdruck etwas, das bei einem authentischen Auftritt durch eine klare innere Haltung dem gesungen Text gegenüber bzw. beim emotional sowie intellektuell beteiligten Singen durch die musikalisch gestaltete Interpretation des Stücks und durch die Kommunikation mit dem Publikum entsteht.

Ich kann einem manieriert, aufgesetzten, künstlichen Ausdruck nicht viel abgewinnen.

Deshalb gefällt mir das Zitat von Andreas Weber so gut. Man kann als Sprecher / Sänger beim Anspruch “Sentimentalität zu vermeiden” noch so sehr versuchen seine Seele zu verbergen, die Stimme wird jedoch immer Barometer einer Emotion sein. Ich glaube auch, dass ich nicht vermeiden kann, dass meine persönlichen Gefühle, Prägungen und Haltungen mitschwingen im meinem Gesang. Also versuche ich gar nicht erst sie zu verbergen, sondern integriere sie als Teil meines persönlichen Ausdrucks.

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Gesangspädagogik ist kein Plan B, sondern eine Berufung

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“Kunst ist das Wesen alles Wollens, das Perspektiven öffnet und sie besetzt”